München, 30. Juli 2020 – In Deutschland wachsen 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in finanzieller Armut auf. Das Problem ist der Politik seit Jahren bekannt, aber es passierte bereits vor Ausbruch der Corona-Krise viel zu wenig, um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen. Die Auswirkungen von Corona sind noch nicht abzusehen, ein Anstieg der Kinderarmut ist aber zu erwarten. Darum beteiligt sich SOS-Kinderdorf e.V. jetzt an der Kampagne #StopptKinderarmut der Bertelsmann Stiftung und der Bildungsinitiative MESH Collective.
Gemeinsam fordern die InitiatorInnen und Mitwirkenden von #StopptKinderarmut faire Chancen für alle Kinder und Jugendlichen: Über die Webseite www.stopptkinderarmut.de und gemeinsam mit ausgewählten InfluencerInnen wird die Kampagne das Thema über den Sommer ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft bringen. Prominente UnterstützerInnen und PartnerInnen helfen dabei.
Aus der Praxis weiß SOS-Kinderdorf: Die Chance auf
Bildung und Teilhabe hängt nach wie vor stark von der Herkunft ab – und Corona
verschärft das Problem
Die Eltern der benachteiligten Kinder und Jugendlichen trifft die Corona-Krise besonders hart: Sie arbeiten häufiger in Teilzeit oder als MinijobberInnen und gehören deswegen zu der Gruppe, die als erste ihre Jobs verlieren oder nur vergleichsweise wenig beziehungsweise gar kein Kurzarbeitergeld erhalten.
Dr. Birgit Lambertz, stellv. Vorstandsvorsitzende des SOS-Kinderdorf e.V., mahnt: „Jedes Kind muss die gleichen Chancen für eine gute Zukunft haben, unabhängig von den Möglichkeiten seiner Eltern. Armut beeinträchtigt die Teilhabe- und Entwicklungschancen von jungen Menschen erheblich. Dabei können wir es uns gar nicht leisten, auf das Potential von so vielen Kindern und Jugendlichen zu verzichten! Echte Chancengerechtigkeit ist in Deutschland immer noch Utopie – in keinem anderen europäischen Land hängt der Bildungserfolg eines Kindes so stark von seiner Herkunft ab. SOS-Kinderdorf fordert die Politik auf, jetzt entschieden die Weichen zu stellen und Kinderarmut wirksam zurückzudrängen.“
Neue Analyse der Bertelsmann Stiftung zeigt: Mehr
als ein Fünftel der Kinder bundesweit sind von Armut betroffen
Seit Jahren ist Kinderarmut eine der größten
gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. Nach wie vor überschattet
Armut den Alltag von mehr als einem Fünftel aller
Kinder bundesweit: 21,3 Prozent bzw. 2,8 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18 leben oft viele Jahre ihrer Kindheit in einer Armutslage. Dies ist das Ergebnis einer kombinierten Armutsmessung, die sowohl die Armutsgefährdungsquote als auch Kinder im Grundsicherungsbezug berücksichtigt. Die Kinder- und Jugendarmut verharrt trotz langer guter wirtschaftlicher Entwicklung seit Jahren auf diesem hohen Niveau. Die neue Analyse der Bertelsmann Stiftung zeigt nun, dass die Corona-Krise das Problem der Kinderarmut noch weiter zu verschärfen droht. Kinderarmut bleibt ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland, mit erheblichen Folgen für das Aufwachsen, das Wohlbefinden, die Bildung und die Zukunftschancen der Kinder.
Der SOS-Kinderdorf e.V.:
SOS-Kinderdorf
bietet Kindern in Not ein Zuhause und hilft dabei, die soziale Situation
benachteiligter junger Menschen und Familien zu verbessern. In
SOS-Kinderdörfern wachsen Kinder, deren leibliche Eltern sich aus verschiedenen
Gründen nicht um sie kümmern können, in einem familiären Umfeld auf. Sie
erhalten Schutz und Geborgenheit und damit das Rüstzeug für ein gelingendes
Leben. Der SOS-Kinderdorfverein begleitet Mütter, Väter oder Familien und ihre
Kinder von Anfang an in Mütter- und Familienzentren. Er bietet Frühförderung in
seinen Kinder- und Begegnungseinrichtungen. Jugendlichen steht er zur Seite mit
offenen Angeboten, bietet ihnen aber auch ein Zuhause in Jugendwohngemeinschaften
sowie Perspektiven in berufsbildenden Einrichtungen. Ebenso gehören zum
SOS-Kinderdorf e.V. die Dorfgemeinschaften für Menschen mit geistigen und
seelischen Beeinträchtigungen. In Deutschland helfen in 39 Einrichtungen
insgesamt über 4.248 Mitarbeiter. Der Verein erreicht und unterstützt mit
seinen Angeboten rund 107.000 Kinder, Jugendliche und Familien in erschwerten
Lebenslagen. Darüber hinaus finanziert
der deutsche SOS-Kinderdorfverein 117 SOS-Einrichtungen in 36 Ländern weltweit.
Mehr
Informationen unter www.sos-kinderdorf.de